Stuttgart, 27. Oktober 2025 – Auf meine Initiative hin fand am 22. Oktober 2025 im Wissenschaftsausschuss des Landtags Baden-Württemberg eine öffentliche Anhörung zur „Situation der freien Musikerinnen und Musiker sowie der freien darstellenden Künstlerinnen und Künstler“ statt.
Die Idee zu dieser Anhörung entstand aus zahlreichen Gesprächen mit Vertreter*innen der freien Szene in den vergangenen Monaten. Dabei wurde immer wieder deutlich, wie groß die Herausforderungen für die freien Kunst- und Kulturschaffenden im Land derzeit sind – von steigenden Kosten über bürokratische Hürden bis hin zu unsicheren Finanzierungsstrukturen. Mit der Anhörung wollte ich diesen Stimmen Gehör verschaffen und eine Grundlage schaffen, um gemeinsam Lösungen zu entwickeln.
Steigende Kosten, wachsende Bürokratie, sinkende Planungssicherheit
In der Anhörung wurde klar, wie stark die freien Szenen von Inflation, Tarifsteigerungen und höheren Energie- und Mietkosten betroffen sind. Besonders kleinere Einrichtungen und ehrenamtlich Engagierte stoßen zunehmend an ihre Grenzen.
Vertreter*innen des Jazzverbands Baden-Württemberg, der TanzSzene BW, des Landesverbands Freie Tanz- und Theaterschaffende (LaFT BW), der Landesarbeitsgemeinschaft der Kulturinitiativen und Soziokulturellen Zentren (LAKS), des Tonkünstlerverbands BW, des Landesverbands Amateurtheater BW sowie des Landesmusikrats BW machten in ihren Beiträgen deutlich, dass es dringend nachhaltiger Förderstrukturen, mehr Planungssicherheit und weniger Bürokratie bedarf.
Zudem wurde die Sorge geäußert, dass kommunale Haushaltskürzungen vielerorts die kulturelle Infrastruktur gefährden könnten. Immer mehr Projekte müssen verschoben oder ganz abgesagt werden, weil Fördermittel verspätet oder nur eingeschränkt bewilligt werden.
Kulturelle Bildung und Nachwuchsförderung im Fokus
Ein Schwerpunkt der Anhörung lag auf der kulturellen Bildung. Freie Musikerinnen, Tänzerinnen und Theaterpädagog*innen leisten hier einen unverzichtbaren Beitrag – in Schulen, Vereinen und soziokulturellen Einrichtungen.
Das jüngste Herrenberg-Urteil zur Scheinselbstständigkeit freier Lehrkräfte sorgt jedoch vielerorts für Verunsicherung.
Klare und faire Rahmenbedingungen sind notwendig, um die Wahlfreiheit zwischen freiberuflicher und angestellter Tätigkeit zu sichern. Nur so können freie Bildungsangebote erhalten bleiben – gerade im Musik- und Theaterbereich.
Deutlich wurde auch, wie wichtig die Förderung junger Talente ist. Von Jazz über Tanz bis zum Amateurtheater: Junge Künstler*innen brauchen Räume, Auftrittsmöglichkeiten und faire Honorare, um sich künstlerisch entfalten zu können.
Entbürokratisierung und strukturelle Förderung
Viele Akteur*innen der freien Szene berichteten von wachsender Überlastung durch bürokratische Verfahren. Die Vielzahl an Antrags- und Nachweispflichten überfordert insbesondere kleinere Strukturen und Ehrenamtliche.
Deshalb braucht es langfristige, planbare Förderstrukturen statt immer neuer, aufwändiger Projektförderungen.
Kultur darf nicht an Formularen scheitern. Die freien Szenen brauchen Unterstützung, die ihnen ermöglicht, sich auf ihre eigentliche Arbeit zu konzentrieren – auf Kunst, Bildung und gesellschaftliche Gestaltung.
Nächste Schritte
Die Anhörung war ein wichtiger erster Schritt, um die Herausforderungen und Perspektiven der freien Szene sichtbar zu machen. Doch damit darf es nicht enden.
Gemeinsam mit den Verbänden, Kolleg*innen im Landtag und dem Ministerium werde ich die Themen weiterverfolgen – insbesondere die Fragen der strukturellen Förderung, der Entbürokratisierung und der kulturellen Bildung.
Unser Ziel muss es sein, die Rahmenbedingungen für die freien Musiker
innen, Tänzerinnen, Schauspieler*innen und Kulturschaffenden in Baden-Württemberg spürbar zu verbessern – nachhaltig, gerecht und zukunftsorientiert.