Politisches Fachgespräch von Cindy Holmberg MdL und Erwin Köhler MdL mit baden-württembergischen Jugendlichen und Jugendverbänden
Unter dem Motto „was willst du?“ luden die Grünen Landtagsabgeordneten Cindy Holmberg und Erwin Köhler am 10. Oktober 2023 Jugendliche und Jugendverbände zum Austausch ein.
Stuttgart. Mit Jugendlichen und Vertreter:innen von Jugendverbänden diskutierten die beiden Abgeordneten im Stuttgarter Haus der Abgeordneten und digital per Videokonferenz über die Wünsche und Probleme Jugendlicher im ländlichen Raum in Baden-Württemberg.
„Politik soll nicht nur von Boomern für Boomer sein“, so das Statement der beiden, „denn Jugendliche als die Zukunft der Gesellschaft sollten sich in der Politik einbringen dürfen und haben das Recht, für sich selbst Politik zu machen.“
Zu Einführung in das Thema stellte Birgit Schiffers, stellvertretende Geschäftsführerin der Jugendstiftung Baden-Württemberg, die Studie „Jugend im ländlichen Raum Baden-Württembergs“ vor. Sie hob hervor, dass Jugendliche auf dem Land wie auch in der Stadt sich mehr Treffpunkte, Begegnungsorte wünschen. „Jugendliche wollen sich an der Gestaltung ihres Umfelds beteiligen, aber vielen ist nicht klar, wie. Nur 26% sagen ‚Ja, ich kann eigene Ideen einbringen‘“, so Schiffers. Die Ergebnisse und die Trends dieser Studie sowie einer aktuell evaluierten Ehrenamtsstudie waren der Einstieg in die anschließenden Diskussion. Dabei ging es um Themen wie den öffentlichen Nahverkehr, Förderung und Unterstützung von Jugendverbänden und ehrenamtliches Engagement.
„Die Ü60 nehmen uns nicht ernst“
Mit Blick auf die Kommunalwahl 2024 freuten sich die Jugendlichen über die Senkung des Wahlalters. „Mit der Senkung des Wahlalters auf 16 Jahre haben wir schon einen großen Schritt erreicht“, so Erwin Köhler. „Darauf dürfen wir uns aber nicht ausruhen! Es gilt, die Beteiligung von Jugendlichen an der Politik auf allen Ebenen, egal ob auf dem Land oder in der Stadt, zum Standard auszubauen.“ Auch sei die Bereitschaft da, zu kandidieren oder sich am politischen Prozess zu beteiligen Allerdings fühlt sich nicht jede:r damit wohl. „Die Ü60 nehmen uns nicht ernst“, so die Klage einer jungen Frau. Problematisch sei auch die Dauer der Verpflichtung. Fünf Jahre sei eine Ewigkeit – in diesem Zeitraum könne sich die Lebenssituation total ändern, da falle es schwer, sich an ein Gemeinderatsmandat zu binden.
Ehrenamtliches Engagement ist in ländlichen Gegenden viel ausgeprägter als in der Stadt. Allerdings wünschen sich die Jugendlichen auch Anerkennung für Ehrenamt im Alltag – es gäbe keinen greifbaren Benefit, so die einhellige Meinung. Oft scheitere es schon am ÖPNV. „Was nutzt uns eine Freikarte fürs Freibad, wenn kein Bus hinfährt?“
„Die Bürokratie ist furchtbar“
Auch Geld war Thema beim Fachgespräch. Es gäbe viele verschiedene Förderprogramme, doch „die Bürokratie bei Förderanträgen ist hoch, manche werden genehmigt und manche nicht – es ist intransparent“, so die Klage. „Es wäre schön, den Bearbeitungszustand im Ministerium transparenter zu gestalten und auch Gründe für Ablehnungen zu erfahren.“ Außerdem wolle man nicht ein Jahr im Voraus etwas beantragen müssen und dann ein halbes Jahr warten, um endlich zu erfahren, ob ein Förderantrag genehmigt wird oder nicht.
„Es fehlen kleine bezahlbare Wohnungen auf dem Land“
Welche Auswirkungen hat nicht vorhandener oder nicht bezahlbarer Wohnraum auf den Alltag und die Zeit für bürgerschaftliches Engagement? Sich in die Gesellschaft einbringen stehe auch immer damit in Verbindung, wie und ob Jugendliche und junge Erwachsene dort leben können, wo sie wollen, so die Aussage beim Fachgespräch. „Wir brauchen kein Einfamilienhaus, wir wollen kleine, bezahlbare Wohnungen – und die gibt es fast nicht.“
„Es wird teilweise das Falsche gebaut“, so Cindy Holmberg. „Das Einfamilienhaus auf der grünen Wiese ist nicht immer das Richtige – in vielen Bereichen des Lebens braucht es etwas anderes.“ Dafür gebe es auch Förderprogramme, zum Beispiel „Neues Wohnen“ und „Junges Wohnen“.
Und wenn das Wohnen und der ÖPNV passt, dann sei auch genügend Zeit da für Ehrenamt. Das die Jugendlichen im Übrigen sehr gerne ausüben – zum Beispiel auch in Form einer Teilnahme an diesem Fachgespräch.