Das Land stellt für die Aufarbeitung der Folgen aus der Corona-Pandemie für Familien in den Jahren 2022 bis 2024 insgesamt 4,7 Millionen Euro zur Verfügung und fördert ein Projekt beim Landesfamilienrat. Das Ziel: Einrichtungen der Familienbildung und -beratung krisenfest aufzustellen.
Gerade in Zeiten multipler Krisen sind starke Familien für das gute Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen von zentraler Bedeutung – das hat uns jüngst die Corona-Pandemie deutlich vor Augen geführt. Familien geben Sicherheit und vermitteln Kindern, wie sie mit existenziellen Herausforderungen und Ängsten umgehen können. Auch Familienbildungsangebote und niedrigschwellige Beratungsangebote leisten einen wichtigen Beitrag, um die Ressourcen von Familien zu stärken. Das Land stellt für die Aufarbeitung der Folgen der Corona-Pandemie für Familien in den Jahren 2022 bis 2024 insgesamt 4,7 Millionen Euro zur Verfügung. Es fördert hierzu auch ein Projekt beim Landesfamilienrat, das zum Ziel hat, Einrichtungen der Familienbildung und -beratung krisenfester aufzustellen. Hierzu haben das Land und der Landesfamilienrat 175 Einrichtungen und mehr als 3.200 Eltern aus Baden-Württemberg zu Familienbildungs- und Familienberatungsangeboten befragt. Auf dem Landesfachtag „Familien stärken in Zeiten multipler Krisen“ wurden die Ergebnisse der Befragungen nun in Stuttgart vorgestellt.
Mit übergreifenden Konzepten langfristig gute Bedingungen schaffen
„Gelingende Beziehungen in Familien sind das Fundament einer zukunftsfähigen Gesellschaft. Familienpolitik muss die Bedingungen dafür schaffen, dass Kinder und Jugendliche eine verlässliche Basis und gleiche Chancen haben – unabhängig von Herkunft, Geschlecht oder Status der Familie“, sagte Sozialminister Manne Lucha am Donnerstag (9. November) in Stuttgart. „Mit unserer Familienförderstrategie wollen wir mit übergreifenden Konzepten langfristig für gute Bedingungen für Familien in Baden-Württemberg sorgen. Im Projekt zum Aufbau resilienter Strukturen in der Familienbildung wurden dafür wichtige Grundlagen erarbeitet.“
Die Vorsitzende des Landesfamilienrates Prof. Christel Althaus freute sich, am Landesfachtag mit Fachleuten aus den Kommunen und der Familienbildung die bisherigen Ergebnisse des Projektes zu diskutieren: „Die Krisen werden nicht weniger, und Familien haben Anspruch auf bedarfsgerechte Angebote der Familienbildung. Deshalb werden wir an diesem Tag nicht stehenbleiben, sondern über die weitere Förderung von Familien und den Ausbau der Familienbildung digital und vor Ort in den Kommunen, Sozialräumen und Quartieren diskutieren.“
Erste Ergebnisse aus der Befragung
92 Prozent der befragten Eltern kennen die Familienbildung, mehr als die Hälfte von ihnen hat bereits mindestens ein Angebot oder mehrere besucht (61 Prozent). Rund 93 Prozent würden diese weiterempfehlen. Familien, die die Angebote der Familienbildung bisher noch nicht genutzt haben, obwohl sie ihnen bekannt sind, begründen dies vorrangig orts- und zeitbedingt. Für 35 Prozent werden diese zu unpassenden Zeiten angeboten, für 23 Prozent der Eltern gibt es keine Kinderbetreuung – und für 15 Prozent sind die Angebote schlecht erreichbar. Zudem wissen relativ viele nicht, dass es das Angebot gibt oder benötigen kein Angebot zur Familienbildung.
Im Bereich der Familienberatung haben weniger als ein Drittel der befragten Eltern (28 Prozent) bislang eine Familienberatung in Anspruch genommen. 92 Prozent sind mit dem Angebot der Familienberatung insgesamt sehr zufrieden und zufrieden. Befragte, die bisher keine Beratungsangebote genutzt haben, geben zu 52 Prozent als Grund an, dass sie keine Hilfe brauchen. Alleinerziehende äußern dies seltener, außerdem geben diese häufiger fehlende Kinderbetreuung als Hinderungsgrund an als der Durchschnitt. Jede und jeder zehnte Befragte weiß zu wenig über die Angebote.
Die Ergebnisse der Befragungen und des Projekts zum Aufbau resilienter Strukturen, die Familien unterstützen sollen, zeigen, dass Familienbildung und -beratung wichtige und wirksame Instrumente sind, bislang aber noch nicht alle Familien gleich gut erreicht werden. Die Familienförderstrategie der Landesregierung, die gegenwärtig erarbeitet wird, wird dieses Thema aufgreifen, um die Beteiligung von Familien und die Diversitätskompetenz in der Familienbildung zu stärken.
Die zentralen Ergebnisse der Befragungen finden Sie in der Anlage dieser Pressemitteilung.
Projekt zur Bewältigung von Corona-Folgen und Aufbau resilienter Strukturen in der Familienbildung
Seit 2022 befasst sich der Landesfamilienrat mit der Weiterentwicklung der Familienbildung, um Familien bei der Bewältigung der Corona-Folgen besser zu unterstützen und die Einrichtungen der Familienbildung und -beratung krisenfester aufzustellen. Das Projekt umfasst die folgenden Bereiche:
- Ausbau digitaler Familienbildung,
- Familienportal www.family-bw.de, um Familien neue Zugangswege zu fachlich fundierten Informationen zu bieten,
- Fachliche Unterstützung von Fachkräften und Organisationen in der Weiterentwicklung der Familienbildung durch Fachtage und den Aufbau einer digitalen Plattform für eine Community of Practice,
- Unterstützung von Kommunen und Trägern zur Entwicklung krisenfester Strukturen in der Familienbildung.
Das von 2022 bis Ende 2024 laufende Projekt wird vom Land mit insgesamt rund 735.000 Euro gefördert.
Familienförderstrategie der Landesregierung
In der Koalitionsvereinbarung „Jetzt für morgen“ haben sich die Regierungskoalitionen auf die Entwicklung einer Familienförderstrategie für Baden-Württemberg verständigt: „Wir schaffen eine Gesamtstrategie, die Teilhabe und Chancengleichheit für Familien, Kinder und Jugendliche sichert. Dabei vernetzen wir die bestehenden Angebote, identifizieren die Präventionsketten und schließen noch vorhandene Lücken. Zudem verknüpfen wir die Angebote für Familien, Kinder und Jugendliche mit der Quartiersstrategie.“
Seit November 2022 wurden in einem umfangreichen Beteiligungsprozess – begleitet von Erhebungen der Prognos-AG – der Stand der Familienförderung in Baden-Württemberg erhoben und Vorschläge zur Weiterentwicklung erarbeitet. Im November 2023 werden ausgewählte Vorschläge in drei Fokusgruppen mit armutsgefährdeten Familien, Familien mit Zuwanderungsgeschichte und Familien mit Kindern mit Behinderungen diskutiert. Ziel ist es, im Laufe des Jahres 2024 eine Gesamtstrategie vorzustellen, die in den kommenden Jahren sukzessive umgesetzt werden und die Grundlage für gleichwertige Lebensverhältnisse für alle Familien in Baden-Württemberg schaffen soll.
Zu den zentralen Ergebnissen der Prognos-Befragungen (PDF)
Pressemitteilung des Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Integration BW